Interview mit unserer neuen Friedensrichterin Evelyne Bauer Richter

Liebe Evelyne, herzliche Gratulation zu Deiner Wahl. Wie fühlt man
sich als frisch gewählte Friedensrichterin? Mit welchen Erwartungen und
Hoffnungen wirst Du das Amt im Frühling antreten?

Danke für die Gratulation. Ich freue mich sehr auf dieses Amt und fühle
mich gut dabei. Die Aufgabe hat mich sofort angesprochen und ich hoffe,
dass ich als Friedensrichterin etwas zum konfliktfreien Zusammenleben in
der Gemeinde Reinach beitragen kann. Ausserdem freue ich mich, einen
Teil meiner beruflichen Kompetenzen einsetzen zu können. In meiner
beruflichen Laufbahn habe ich unzählige Gespräche geleitet, welche nicht
immer einfach waren. Dabei bin ich den Menschen respektvoll und
wertschätzend begegnet und ist es mir meist gelungen, auch in
anspruchsvollen Situationen eine konstruktive und lösungsorientierte
Arbeitsbeziehung aufzubauen. Dies war besonders in Gesprächen mit Eltern
wichtig, die ihr Kind nicht freiwillig in der Institution platziert
hatten.

Nachdem ich kurz nach meiner Pensionierung die Anfrage der SP-Reinach
erhielt, ob ich mich für das freiwerdende Amt als Friedensrichterin zur
Verfügung stellen würde, habe ich mich mit Urs Stöcklin in Verbindung
gesetzt. Er hat sich sehr viel Zeit genommen, um mir die Aufgaben und
Herausforderungen rund um das Friedensrichteramt zu erläutern. Das
Gespräch hat mich sehr bestärkt und mich neugierig gemacht. Nach meiner
Stillen Wahl vereinbarte ich ein Treffen mit der zweiten
Friedensrichterin in Reinach, Frau Ingrid Pfeiffer. Auch Sie hat mir
über ihre Erfahrungen ausführlich berichtet und ich bin sicher, dass wir
in Zukunft gut zusammenarbeiten werden.

Politisches Interesse: Als Sozialpädagogin und Leiterin des Zentrums
für Sonderpädagogik «Auf der Leiern» in Gelterkinden bis Du ja für die
SP Mitgliedschaft prädestiniert. Wie bist Du zur SP gekommen und wo
liegen Deine politischen Schwerpunkte?

Ich habe immer sehr engagiert und mit einem 100%-Pensum gearbeitet, so
dass neben der Arbeit und der Familie ein politisches Engagement kein
Thema für mich war. Die SP stand mir politisch immer am nächsten. Konnte
ich mir z.B. vor einer Abstimmung nicht selbst eine klare Meinung
bilden, habe ich mich stets an den Empfehlungen der SP orientiert. Als
Sozialpädagogin, Abteilungsleiterin und Institutionsleiterin war ich
täglich mit sehr belasteten Familien, Jugendlichen und Kindern
konfrontiert. Die Unterstützung von benachteiligten Menschen –
insbesondere von Kindern, Jugendlichen und Frauen – interessiert mich am
meisten. Ich kann mir auch gut vorstellen, in Zukunft neben dem Amt als
Friedensrichterin, Beistandschaften einzelner jungen Personen oder
Beratungen von belasteten Familien zu übernehmen. Hier gibt es aus
meiner Sicht einen grossen Bedarf.

Ein neuer Lebensabschnitt: Du bist ja seit dem Frühling 2021
pensioniert. Man stellt sich ja gerne vor, dass man dann erheblich mehr
Zeit hat für ehrenamtliche und/oder politische Engagements. War das bei
Dir so?

In meinem Berufsleben habe ich mich stetig weitergebildet und konnte
zuletzt das «Zentrum Auf der Leiern» mit einem Internat, einer internen
Sonderschule und verschiedenen Therapieangeboten leiten (Red:
www.leiern.ch). Damit ging ein Traum für mich in Erfüllung und die
letzten 8 Jahre als Institutionsleiterin, mit mehr als 80 Mitarbeitenden
aus verschiedenen Berufsgruppen, waren für mich enorm spannend und
interessant. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Neues in kurzer
Zeit dazugelernt! Aus bekannten Gründen war das 2020 eine sehr grosse
Herausforderung und mein allerletztes Berufsjahr hat mir nochmals alles
abverlangt. Das intensive Krisenmanagement rund um Corona und die Sorge
um die Gesundheit der 40 Kinder und Jugendlichen, den Mitarbeitenden der
Leiern und meiner eigenen Familie, hat mich zeitweise sehr belastet. Es
ist mir zusammen mit den Mitarbeitenden aber gelungen, den Kindern und
Jugendlichen die Orientierung und die Sicherheit zu geben, die sie in
dieser belasteten Zeit so dringend benötigen.

Im Frühling 2021 konnte ich die Institution einem sehr motivierten
Nachfolger übergeben. Die Aufgaben einer Institutionsleitung sind sehr
vielfältig und vielschichtig und die Übergabezeit war entsprechend dicht
und intensiv. Danach war ich von einem Tag auf den anderen von 120 auf
0! Daran musste ich mich zuerst gewöhnen und dies fiel mir – ehrlich
gesagt – gar nicht leicht. Dass mein Mann und ich auf die geplanten
Reisen verzichten mussten, machte es auch nicht einfacher. Mittlerweile
freue ich mich darüber, z.B. mehr Zeit für meine Familie,
Waldspaziergänge und Hobbys zu haben. Allerdings brauche ich eindeutig
kognitive Herausforderungen und ich möchte weiterhin Neues dazulernen.
Dies kann ich im neuen Amt als Friedensrichterin bestimmt umsetzen und
darauf freue ich mich sehr.

Liebe Evelyne, vielen Dank für die spannenden Antworten. Wir freuen uns,
wenn Du im Frühling das Amt übernimmst, wünschen Dir einen guten Start
ins Neue Jahr und hoffen, Dich bald an einer unserer nächsten
Parteiversammlungen «richtig» begrüssen zu dürfen.

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